Montag, 2. August 2010

Tag 4: Roncesvalles - Larrasoana


Der "Schnarchsaal" in Roncesvales machte seinem Namen alle Ehre, obwohl ich mich inzwischen schon total daran gewöhnt hab, dass immer irgendwer schnarcht. Es war wie ein Froschkonzert, es verging keine Sekunde in der nicht von irgendwoher ein Schnarchen kam. Schlimmer war für mich in der Nacht, dass ich aufwachte, weil meine Hüften total drückten und ich das Bedürfnis hatte mich auszustrecken. Das war aber nicht möglich, am Fußende meines Hochbettes mein Rucksack lag. In Roncesvalles wird man um 6:00 Uhr mit gregorianischen Chorgesängen sanft geweckt. Unsanfter wird man aber in der Regel schon vorher geweckt, weil ein paar Turbopilger schon um 5:30 Uhr zu rascheln, reden und packen beginnen (Steffi: und das richtig laut und total rücksichtslos) – total nervig! An den Armen hatte ich in den letzten Tagen ganz komische Flecken, kreisrund und rot und gerade hab ich in unserer Herberge gelesen, dass überall Flöhe und Wanzen und so Zeug unterwegs ist und meine Anzeichen genau darauf hindeuten, dass die Biester mich erwischt haben.
Nochmal zurück zum allgemeinen "Pilgerrun" hier. Hier gibts total viele Leute, die in dieser Wanderung eine sportliche Herausforderung sehen und rumrennen wie die Irren. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die noch was von der Landschaft mitkriegen oder vom Alltag abschalten können, so wie die Wanderfreunde sich teilweise "reinstressen". (Steffi: man fühlt sich regelrecht bedrängt oder verfolgt vom Gebrüll vieler Spanier, die an einem vorbeirennen und ihr "Buen Camiono" plärren). Na wir lassen uns aber davon nicht anstecken (Steffi: und setzen gemütlich einen Fuß vor den anderen im Rhythmus des Wanderstabes). Heute haben wir die 29 km bis nach Larrasoana genommen. Das war schon sehr viel und es gab durchaus Momente, in denen ich lieber am Strand oder im schönen 5 Sterne Luxushotel gelegen hätte. Ab km 20 etwa fiengen die Fusssohlen zu schmerzen an und auf die Hüfte drückte der viel zu schwere Rucksack. Ohne Netbook und Trinken hatte der Rucksack 10,4 kg vor Abreise. Nun hab ich noch 2 Aluflaschen mit Wasser +2 kg und das Netbook mit 1,3 kg und Ladegerät im Gepäck, + xy Kleinkram. Ich schätze 14 kg – Aua! Super ist aber der Wanderstock, den ich kurz vor dem Wanderstart in Saint Jean Pied de Port noch erworben hab. (Steffi: für mich übrigens auch, sogar mit geschnitztem Biber oben dran) So kann ich durch das Abstoßen meinen Operkörper und die Füsse entlasten und fürs unwegsame Gelände hilft er ungemein, dass man nicht abrutscht und auf die Schnauze fällt. Trotzdem, mein Gang ist auch ohne Rucksack inzwischen sehr mechanisch vor lauter Zipperlein ;-).
Etwa 10 km vor unserem Ziel zog ein dicker Wollkenbruch auf und wir wurden ganz schön nass, obwohl wir Regenklamotten anhatten. (Steffi: da war mir ehrlich gesagt zum ersten Mal zum Heulen, denn bei kurzem Blitz und Donner, mitten im Wald, da wird es mir ganz anders!) War nicht so prickelnd, wenn man eh schon aufm Zahnfleisch daherkommt und dann noch ne Dusche abbekommt. Nun gut, wir habens geschafft und sind nun in der Gemeindeherberge von Larrasoana. (Steffi: die Herberge ist ungepflegt und schmuddelig, es gibt nur ein Klo mit Dusche für gefühlte 40 Pilger, aber was soll's! Gute Nacht ihr lieben Wanzen und Flöhe und morgen schnell nach Pamplona und diesen weniger angenehmen Tag vergessen. Lektion des Tages: Jammern hilft gar nix, rein gar nix!!!)
Spieglein an der Wand
Schwerer Austieg

Waldweg
Bewoelkter Tag

Spanien ist sooooo schoennnnn...... ;-)


Herr lass regnen.....              

1 Kommentar:

  1. Kerstin:
    Wunderschönen guten Abend Ihr ZWEI!
    Ja spinn' i - gibt's da tatsächlich Wildpferde?? Gleich einfangen und ein Stückchen "Wanderweg" verkürzen - außerdem, wenn wir heuer den Oberstimmer Roßmarkt verpassen, dann könnten wir das Pferdl ja gleich auf der Hochzeitsfeier im September...
    Also wie gesagt, wenn irgend'was wär', einfach melden, dann komm' ich wie d' 'Sankt Martin' (d' Freund vom Heiligen Jakob) auf meinem Pferd dahergeritten und geb' EUCH die Hälfte meines Mantels...
    Wie schaut's denn eigentlich mit dem Schweigegelübde aus - viele Deutsche unterwegs? - einfach taubstumm stellen...
    San die Rucksäcke langsam arg schwer? Des schaut mir fei teils schon recht beschwerlich aus - hoffentlich schaut's bloß so aus...
    Bin in Gedanken bei Euch!!

    Jürgen:
    Hallo ihr zwei Pilger! Eure Seite ist super... wünsch euch viel Spass und wenig Blasen an den Füssen :-)

    Liebe Grüße,
    Kerstin & Jürgen

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