Donnerstag, 9. September 2010

Letzter Tag - Die Hochzeit

Finale! Nach einer langen Reise mit vielen Erlebnissen ist es soweit - der Tag der Trauung. Für uns sollte dieser Tag der Höhepunkt unserer gemeinsamen Reise auf dem Jakobsweg werden. Ein wetterprüfender Blick am Morgen verhieß allerdings nichts gutes, denn es regnete in Strömen. Allerdings war ich noch guter Hoffnung, den der Wetterbericht des Vortages kündigte für 17 Uhr, unsere Trauungszeit, "nur" eine Regenwahrscheinlichkeit von 20 Prozent an und glücklicherweise hörte es zum späten Nachmittag zu regnen. Wäre auch schade gewesen, denn schließlich hat es die gesamten 5 Wochen Wanderung nur einmal geregnet.
Die Trauung war für 17 Uhr angesetzt. Gegen 13 Uhr trennte sich heute unser gemeinsamer Weg für die folgenden 4 Stunden zum ersten seit 31. Juli. Steffi hatte nämlich um 13:30 Uhr den Frisörtermin und zog anschließend ihr Kleid in der Unterkunft ihrer Eltern an und ich zog mich bei meinen Eltern um.
15 Minuten vor 17 Uhr sah ich zum ersten mal meine wunderschöne Steffi in ihrem Kleid.
Wir gingen nun gemeinsam Richtung Kirche und hatten natürlich alle Blicke auf uns gerichtet. In einem Ort wie Santiago, der einen der wichtigsten Pilgerorte der Christen darstellt, könnt ihr euch vorstellen wie viele Leute unterwegs sind. Gerade als Brautpaar steht man natürlich total im Fokus. Im Vorfeld hatte ich Bammel das alles gut geht. Es könnte ja eine Taube vom Dach auf Steffi's Kleid schei... oder einer von uns beiden fliegt vor 1000 Leuten auf die Schnauze. Es ging zum Glück alles gut.
Die Trauung, die der in unser Herz geschlossener Pfarrer Stefan Schacher zelebrierte, war für meinen Geschmack sehr gelungen. Bei der Predigt merkte man einfach, dass es auch für Stefan ein besonderer Moment war und das freute uns natürlich umso mehr.
Nach der Kirche gings gemeinsam mit den 20 Gästen in ein nahe gelegenes Restaurant. Allerdings erwartete uns dieses wohl später, denn obwohl mit dem Restaurantchef ausgemacht war, dass es ein paar Häppchen und Cocktails geben sollte, war etwas wenig vorbereitet. Letztendlich nicht so schlimm, denn alles wurde mit spanischer Gelassenheit überspielt. Das Essen dagegen war ausgezeichnet. Es gab Tapas, die spanische Spezialität Pulpo gegrillt (Krake), Fisch, Rindfleisch und eine kleine Hochzeitstorte. Jeder wurde satt, wenn nicht sogar gemästet.
Gegen halb zwölf ging ein wunderschöner Tag zu Ende.






Die Schöne und das Biest




Brautpaar und vier "Wandervögel"




Vor dem Traualtar


Frisch vermählt





Freitag, 3. September 2010

Tag 33: Pedrouzo - Santiago

Letzte Etappe – endlich! Am letzten Tag starteten wir schon um 7 Uhr von unserer Herberge aus. Nach 20 Metern war aber schon der erste Boxenstop in der örtlichen Bäckerei angesagt. Tee, Kaffee, Croissant und Orangensaft und das alles umsonst. Umsonst aber nur, weil ich dachte Jürgen hätte schon für uns bezahlt, was er vorher auch anständig abnickte, aber wohl nur hieß, dass sein Frühstück bezahlt ist. Also haben wir heute mal schön die Zeche geprellt, allerdings nicht böswillig. Angetrieben vom Endspurt waren wir schon kurz vor 12 Uhr in Santiago.
Nach einer Stärkung im Restaurant machten wir uns auf die Suche nach einer Bleibe für die kommenden Tage. Das war ein leichtes Unterfangen, da es hier an jeder Ecke Hotels und Pensionen gibt. Unsere Unterkunft hier ist echt ok und die Nacht im Doppelzimmer kostet nur 30 Euro. Nach kurzer Siesta gings um 17 Uhr zum Pilgerbüro, hier holten wir uns die "Compostela", die Pilgerurkunde ab.
Steffi's und auch mein Wunsch war es, die stinkenden Wanderklamotten gegen vernünftige Straßenkleidung zu tauschen. Wie in jeder Stadt, gibt es auch hier viel mehr Damenbekleidungsgeschäfte als Herren... ich hab nix gefunden und lauf auch noch nen Tag später mit einer Lochhose und Pfeil-T-Shirt rum, Steffi dagegen ist im feinsten Zwirn gekleidet. Sponsored by Ehemann. Ja da kann ich mich gleich mal an die nächsten 50 Jahre gewöhnen, ab jetzt heißts buckeln und kuschen für mich.
Die nächsten Tage gilt es noch einige Dinge zu erledigen. Ein Restaurant für die Feierlichkeit muss gefunden werden, Steffi und ich müssen zum Frisör, Brautstrauß und solche Dinge müssen organisiert werden. Zum Glück haben wir aber unseren Pfarrer der uns trauen wird, dieser ist ortskundig ist und spricht sehr gut spanisch.





Ein Haufen voller Wanderstoecke im Pilgerbueroeingang
Kathedrale
Weihrauchfass schenkt in der Kathedrale

Oesterreicher laeuft ein...





Tag 32: Arzua - Pedrouzo

Mit einer gewissen Freude traten wir heute die vorletzte Etappe an. Mit dabei war der Österreicher Jürgen und zeitweise das Pilgerurgestein Manfred. Da es heute etwa 20 km waren, sind wir relativ entspannt angekommen. Der Weg führte uns dabei teils durch künstlich angelegte Waldstücke. Jeder Baum hat den gleichen Abstand zum nächsten – hässlich! Diese Wälder sind Eukalyptuswälder, welche zur Papierfertigung in Spanien genutzt werden. Es roch beim durchwandern ganz leicht nach Hustenbonbon.
In Pedrouzo angekommen, übernachteten wir heute noch ein letztes Mal in einer öffentlich galizischen Herberge. Heute waren besonders viel Deutsche unterwegs, das merkte man spätestens, als ein Typ seine "Klampfe" rauszog und heimische Volksweisen anstimmte. Ich konnte zu später Stunde noch zwei Teller Nudeln von der bereits bekannten spanischen Gruppe schnorren, waren ganz lecker. Von mir gabs dafür einen leckeren Wein, den ich günstig für 1,31 Euro im Supermarkt erstanden hab. Allerdings war das wohl ein Kassenfehler, denn der Wein war Jahrgang 2002 und lauter Weinkenner Manfred ein echtes Schnäppchen. Leider gingen um 22:30 Uhr schon wieder die Lichter aus, das sind eben die lästigen, aber auch verständlichen Gesetze in den Herbergen.