Montag, 30. August 2010

Tag 31: Palas de Rei - Arzua

Seit gestern merkt man deutlich, dass auf den Wegen viel mehr los ist. Der Grund dafür ist, dass man die "Compostela", das ist die Pilgerurkunde, erhält, wenn man die letzten 100 km läuft, bzw. 200 km mit dem Fahrrad fährt.
Man kann dem ganzen Trubel etwas entgehen, wenn man man früh genug los läuft. Was wir auch gemacht haben, denn wir hatten heute nochmal eine harte 30 km Etappe vor uns. Ursprünglich waren nur 27 gekplant, aber da wir noch fit waren, als wir den Zielort erreichten, beschlossen wir noch 3 km bis zur nächstgrößeren Stadt zu laufen. In Arzua angekommen, wollten wir so schnell wie möglich was essen. Allerdings war das gar nicht so leicht. Im ersten Laden war der Kellner gnadenlos überfordert und nach 15 Minuten warten hatten wir noch nicht mal bestellt. Im zweiten Restaurant wurden wir komplett ignoriert. Erst im dritten Restaurant konnten wir gerade noch ein Tagesmenü kommen, da es inzwischen auch schon fast vier Uhr war und üblicherweise die Küche nachmittags kalt bleibt. Dafür gab es abends für mich noch einmal Pulpa, leckere Krake.
Juergen lach doch mal!
Weggefaehrte Juergen und wir zwei
Gesichtslaehmung!

(ja das ist wohl jetzt vorbei....)



Tag 30: Tag Portomarin - Palas de Rei

Der heutige Tag begann mit einer Nachtwanderung durch ein langes, steil ansteigendes Waldstück. Zum Glück hab ich eine gute Stirnlampe, trotzdem mussten wir gut aufpassen den richtigen Weg zu finden. Auch heute begleitete uns, wie die letzten Tage schon, unser österreichischer Freund Jürgen. Die Strecke war, wie auch gestern schon, nicht sehr spektakulär und ich hab keinen einzigen Schuß mit meiner Kamera abgefeuert.
Unsere Herberge ist im Gegensatz zur gestrigen nicht so toll. Gerade der Herbergenbesitzer scheint mir ein komischer Kautz zu sein. Für den Kerl ist der "Caminohype" ein wahrer Geldsegen. Im Erdgeschoss betreibt der Besitzer eine etwas schmudlige Kneipe in der die kleinstadtansässigen Alkoholiker die Theke freundlich erhellen und quatschen Pilger von der Seite an. Die Stadt hier, Palas de Rei, ist richtig hässlich und auch hier lohnte es sich kein einziges Mal die Kamera zu zücken.
Besonders aufregend war heute folgende Situation: Wir saßen in einem Straßencafe in einer scharfen Außenkurve als ein weißer Ford Transit mit drei schwarzen Passagieren angerauscht kam. Der Fahrer des Transits merkte viel zu spät, dass die Kurve ziemlich scharf ist. Jedenfalls hat er im wahrsten Sinne des Wortes gerade noch die Kurve mit quietschenden Reifen gekratzt. Das hätte ins Auge gehen können und wir wären Matsch an der Kneipenwand gewesen.
Steffi hat heute fast den ganzen Nachmittag und Abend verschlafen. Ich hab mit Jürgen (Toll Juergen) in der Küche gekocht, bzw. Jürgen hat für uns ein Kilo Shrimps in der Pfanne mit Chilli angebraten. Abends saßen wir noch mit 5 Spaniern zusammen und erzählten uns "Camino"-Geschichten.

Tag 29: Sarria - Portomarin

Unser heutiger Weg führte uns nach Portomarin. Hierbei ist zu sagen, Portomarin wurde in den 60er Jahren von einem aufgestauten Fluß überschwemmt und wurde an einer anderen Stelle wieder aufgebaut. So auch die romanische Wehrkirche die Stein für Stein markiert wurde und im Zentrum des neuen Portomarins wieder errichtet wurde.
Die Herberge hier ist ganz neu und super sauber, so wie daheim ;-). Ansonsten gibts vom heutigen Weg nicht so viel zu berichten. Der heutige Weg führte uns durch viele Wälder, kleine Dörfer, Wege umgeben von hügeligem, grünen Land. Inzwischen ist eine Routine eingetreten und das Laufen fällt uns beiden viel leichter als in den ersten 10 Tagen. Die ganzen Schmerzen in den Sehnen und Gelenken sind komplett weg. Ok, natürlich haben wir nicht immer Bock zu laufen, gerade wenn die Landschaft nicht so spannend ist oder der Weg einfach schlecht ausgebaut ist.

Sonnenaufgang









Donnerstag, 26. August 2010

Tag 28: Triacastela - Sarria

Heute sind wir erst um kurz vor sieben Uhr gestartet, was unter Pilgerfreunden schon sehr spät ist. Hier gilt noch der Spruch: der frühe Vogel fängt den Wurm. Morgens ist das laufen einfach leichter. Der Weg ging rauf und runter, an Kuhweiden vorbei, durch Kuhdörfer mit maximal fünf Häusern, das Landschaftsbild ist ähnlich zu unserem daheim. Mir ist aufgefallen, dass seit Beginn unseres Weges überall Brombeersträucher sind, hoch genug gepflückt sind diese sehr lecker.

In der Kleinstadt Sarria sind wir nach kurzer Restaurantsuche in einer Pulperia gelandet. Diese war bis zu unserem Eintreffen ausschließlich von Einheimischen besucht, also gingen wir davon aus, dass es ein gutes Lokal ist. Pulperia ist in Spanien wie für Bayern der Biergarten. Hier gibt es Pulpo, das ist gekochte Krake (kein Tintenfisch) mit Öl, Salz und Paprika. Ich habs probiert und fands gar nicht so schlecht. Das ganze Treiben in der Pulperia glich mir wie ein "Kesselfleischessen" daheim. Der Koch holt aus einem großen Kupferkessel eine große Krake und schneidet mit einer Schere die Arme in kleine Stücke. Diese kommen in eine kleine Schale, werden mit Öl übergossen und mit Salz und Paprika gewürzt, dazu gibt es Weißbrot und Wein.

Die Herberge hier ist ürigens sehr gut, alles sauber und sehr geräumig. Allerdings fällt mir auf, je näher wir an Santiago kommen, desto höher werden die Herbergenpreise. Die hier teuerste liegt bei 10 Euro, die günstigste vor x-Kilometern lag bei 4 Euro, bzw. einer freiwilligen Spende.

Sonnenuntergang in O Cebreiro



Die gruene Hoelle

Dem Regen gerade noch entgangen

Platt!

Pulpo (Krake mit Oel, Salz und Paprika)

Tag 27: O Cebreiro - Triacastela

Wolfgang's Text heute:
Der heutige Tag startete mit einer Diskussion zwischen Steffi und mir. Grund dafür war, weil ich heute eine gefühlte Viertelstunde auf Steffi vor der Herberge warten musste, bis sie gemütlich antrabte. Ihre Begründung war, dass im Damenklo so viel los war. Ich habs darauf geschoben, dass sie sich zu viel Farbe ins Gesicht schmiert und es deswegen so lange gedauert hat. Nach einer halben Stunde durch ein dunkles Waldstück schweigend laufen, war unser „Problem“ aber wieder gelöst. Wahrscheinlich war ich auch nur unausgeschlafen. Auf der Strecke gabs keine besonderen Höhepunkte, die Landschaft war genauso schön wie auch gestern schon, es war sehr wenig los auf der Strecke und wir sind heute gut vorangekommen.

Viel interessanter verlief für mich der Abend. Wir waren bereits in unserem heutigen Zielort und auf dem Weg zum Supermarkt als wir einen alten Bekannten wieder trafen. Wie immer hielten wir einen kurzen Smalltalk und verabschiedeten uns. Später traf ich den Kerl, nennen wir ihn einfach mal Bernd (ich will ja niemandem zu nahe treten), in der Herberge wieder. Bernd saß draußen total abgekämpft auf einem Plastikstuhl und rauchte. Ich gesellte mich zu ihm und er erzählte mir die Horrorgeschichten seiner letzten zwei Tage. Ich weiß inzwischen, dass Bernd maßlos übertreibt und so auch heute. Er war angeblich heute 15 Stunden unterwegs auf einem Spezial-Camino, dem Camino-Wolfram, und sei heute 50 km gelaufen usw. Irgendwann redeten wir über die Leute, die sonst noch so auf dem „Camino“ unterwegs sind. Da fing er glatt an zu erzählen, dass es hier auf dem Weg ein Paar gibt, dass gemeinsam nach Santiago läuft und dort heiratet. Klar, er meinte damit uns. Erschreckend war für mich nur, dass er mich nicht mehr erkannte und vergessen hatte, dass ich der vermeintliche Bräutigam bin.
Wir haben seit unserem Start vor fast vier Wochen jede Menge Leute kennen gelernt und es waren überdurchschnittlich viele abgedrehte Persönlichkeiten dabei. Manchmal bedauernswert, aber größeres Urteil will ich mir an dieser Stelle nicht erlauben, da ich deren Schicksale nicht kenne.


Steffi's Text heute:
Heute war für mich (Steffi) irgendwie ein seltsamer Tag. Die relativ kurze Etappe hinunter ins Tal nach Triacastela war schön, mit toller Aussicht auf Berge und Wiesen. Hier und da ein paar Kühe, Hunde, Hühner und Pferde. Teilweise war es sehr windig, dann wieder sehr heiß. Der Abstieg ist für Wolf immer sehr anstrengend, da die Bergwege sehr steinig sind. Dann reden wir nicht viel. Heute haben wir uns am Wegrand saftige Brombeeren gegönnt (die natürlich relativ weit oben hingen, man weiß ja nie). Ansonsten waren diese vor Galicien eigentlich immer nur vertrocknet. Man merkt der Gegend also den Regenreichtum an. Im ersten Örtchen, (jedes Dorf war wirklich ein reines Kuhkaff wie man so schön sagt, denn überall roch es stark nach Gülle - auch der ganze Boden war voll davon) gönnten wir uns wie jeden Morgen eine Tasse Tee bzw. Cola Cacao (so heißt der Kaba hier) und anstatt eines Croissant ein getoastetes Stück Brot mit Magarine und Marmelade. War nicht so der Brüller, aber naja. Ich vermisse ja schon die ganze Zeit über unsere tolle deutsche Brotvielfalt und vor allem Vollkornbrot und Co! Gegen 13 Uhr erreichten wir dann das 1000 Einwohner große Dorf und suchten uns aus der Vielfalt der Herbergen unser Nachtlager. Laut unsres Führers „ein gelungener Neubau hinter einer unscheinbaren Fassade, der traditionelle und moderne Elemente gekonnt vereint.“ Ehrlich gesagt bin ich sehr enttäuscht, denn für starke 9 Euro, die seither teuerste Herberge, kann ich hier beinahe nichts entdecken, worüber ich sagen würde, es sei gekonnt vereint oder dergleichen. Da hatten wir schon bessere und wesentlich günstigere Unterkünfte. Man fühlt sich wirklich abgezockt als armer Pilger. Zwar stehen die Bette im Zimmer ausreichend weit voneinander getrennt und die Sanitäranlagen sind sauber und reichlich vorhanden, aber trotzdem sehe ich doch sofort, was wirklich sauber und ordentlich ist. Nämlich eigentlich nix. Das Waschbecken zum Wäschewaschen steht vor Dreck und Schimmel und hinterm Haus, wo man die Wäsche dann trocknet bzw. aufhängt, liegt auch Müll und Dreck. Für 9 Euro hat sich auch keiner die Mühe gemacht, die Wiese oder den Hof zu gestalten.
Ich glaube aber, dass mir und Wolf das Ganze auch deshalb wieder stark auffällt, weil wir einfach genug haben. Am liebsten lauf ich eigentlich durch die Gegend, wenn ich ehrlich bin :-). Und das Schlimmste kommt noch! Gerade will ich den Überzug über mein Bett stülpen, krabbelt auch schon ein „bedbug“, also eine Bettwanze drüber!!! Wir haben ja immer nur die Spuren der ekligen Dinger an den Beinen der anderen gesehen, aber nie die Biester selbst! Na dann gute Nacht! Ich pack mich auf jeden Fall ganz in meinen Schlafsack ein, egal wie sehr ich schwitze...tsss.
Bis Santiago sind es noch ca. 140 km. Buen Camino !

Mittwoch, 25. August 2010

Tag 26: Villafranca del Bierzo - O Cebreiro

Die heutige 30 km Etappe war bis jetzt eine der schönsten.(Steffi: geplant waren eigentlich nur 24km, aber wir entschieden uns dann spontan, den ganzen Berg zu bezwingen, schon allein wegen der herrlichen Aussicht). Es ging durch viel Natur und Hügelland in Richtung Galicien. Galicien gilt als eines der regenreichsten Gebiete ganz Spaniens. Ich hoffe wir kriegen davon nicht zu viel ab, aber dafür ist alles schön grün. Wenn ich es nicht gewusst hätte, dass wir in Spanien unterwegs sind... es hätte auch Österreich sein können.
Unser Ziel war heute O`Cebreiro, ein reines Touristendorf mit 30 Einwohnern. Alles sehr schön angelegt, aber eben auch sehr tourimäßig aufgezogen. Nach unserer späten Ankunft um 15 Uhr nach etwa 8 Stunden Marsch gab es für uns erst mal eine deftige Nudelsuppe. (Steffi: ich frage mich sehr sehr oft, was da so alles drin ist. Wolf sagt dann immer: Hunger ist der beste Koch). Eigentlich wollt ich ja was "handfestes" zu Essen, aber leider ist das in Spanien in der Nachmittagszeit wegen der Siesta nicht möglich. Ich frag mich nur, was eine spanische Arbeitskollegin meinte, als sie mir vor ein paar Wochen erzählte, dass es in Spanien keine Siesta mehr gäbe und dass das einfach nur ein hartnäckiges Gerücht sei.....aja kein Laden hat auf, die Straßen sind leer und zu Essen kriegt man auch nix! Unser Quartier in O`Cebreiro ist ein reiner Zweckbau, aber dafür ganz neu und sauber. Es gibt sogar Einwegbezüge für Matratze und Kopfkissen. Das ist die erste Kampfansage an die "Bedbugs", die kleinen fiesen schwarzen Biester, die einem das Blut aussaugen wie Zecken. (Steffi: und das vorwiegend als netter Kranz über dem Sockenansatz! Wolf und ich haben uns schon von Beginn an immer wieder gefragt, was für einen seltsamen Ausschlag einige der Pilger am Bein hatte...jetzt wissen wir es..ekelig!!!) In letzer Zeit haben wir viele in Mitleidenschaft gezogene Pilger getroffen, die von den Viechern halb aufgefressen wurden.
Ach ja, Steffi hat nun auch ihre ersten Sehnenprobleme an der gleichen Stelle wie ich und an der Achillesferse. Mit Bandage gehts aber einigermaßen bei ihr und morgen haben wir nur eine kurze Strecke von 22 km vor uns. Meine Probleme halten sich in Grenzen und ich bin bereit für "Strecke machen", wie der "Preis" (Preuse) zu sagen pflegt. (Steffi: ich bin natürlich sehr enttäuscht, dass auf den letzten 200km "schwächel"...tsss...)



Hier ist die Welt noch in Ordnung, allerding die Strassen auch voller Sch.....



Grenzstein zu Galicien

Hobbymodel Steffi


Tag 25: Ponferrada - Villafranca del Bierzo

Nix wie weg aus Ponferrada. Die Nacht war der reine Horror. Das Zimmer war irre stickig und mir ist inzwischen ein großer Schlafsaal mit vielen Leuten viel lieber als ein Viererzimmer mit Fremden. Das greift meine Privatsphäre viel mehr an als in einem anonymen Schlafsaal mit vielen Menschen. (Steffi: ganz meine Meinung. Und außerdem haben die zwei, ich nenne es mal "sehr unsportlichen und gut beleibte Pilger" die unteren Etagen der Stockbetten reserviert. Zum Glück, dachte ich mir im Nachhinein, denn ich habe auf dem Jakobsweg eine Art Neurose entwickelt. Ich habe Ängste, dass ich in der Nacht vom Stockbett erschlagen werde. Trotzdem hat es mich genervt, dass ich mir mein Bett nicht selbst aussuchen konnte. Noch dazu bestand der Überzug der Matratze wieder aus Latex oder einer gummiähnlichen Substanz...da bekomme ich schon Ausschlag nur vom Hinsehen. Zum Glück habe ich eine Isomatte dabei, auch wenn Wolf es immer ziemlich lustig findet, wenn ich das Ding immer auspacke.)
Die Strecke lag heute bei 25 km, ein Teil lief an der Hauptraße entlang. Da aber nicht viel Verkehr in der Gegend ist, geht das recht gut. Unsere Herberge wird von dem angeblichen Wunderheiler Jesus Jato geführt. Ich glaub die rechte Hand legt er auf eine Körperstelle und mit der linken zieht er mir den Geldbeutel aus der Hosentasche. Warum? Weil uns der Kerl sieben Euro für ein Pilgermmenü abgenüpft hat, das eigentlich nur 3 Wert war. Es gab kein Fleisch. Nur ein paar Scheiben Hartwurst und Käse für zu viele Leute und dann noch einen Topf Nudeln mit Sardellen. Ich glaub das Kilo Nudeln wird bei `nem Euro oder so liegen und davon kriegt man wirklich viele Leute satt. Zum Nachtisch gabs leckere Pflaumen, die waren vom Wegrand gepflückt und wohl mit LKW Abgasen überzogen. Hmmmm Lecker! Aber er hat sogar noch ne Flasche Wein rausgerückt nachdem seine Mitarbeiterinnen die Mineralwasserflaschen am Wasserhahn aufgefüllt haben. Toller Wunderheiler, besser wundersamer Geldvermehrer!
Mir egal, ich bin satt geworden und unser Tag war heute gut. Gute Nacht!






Nachtquartier




Herberge von aussen

Montag, 23. August 2010

Tag 24: Foncebadon - Ponferrada

Was gibt es schöneres für einen jungen spanischen Menschen als ein Brettspiel am Sonntagabend im Straßencafe nebenan?! Heute haben wir Ponferrada erreicht und hier ist am Abend richtig viel los. Überall wird gegessen, getrunken, gespielt.... Die Stadt mit etwa 40000 Einwohnern wirkt, wie auch Astorga schon, sehr sauber. Ganz klar, die Leute haben hier eindeutig mehr Moneten als aufm Land.

Vor ein paar Wochen sind wir mal durch ein Dorf gelaufen, irgendwo in der Pampa, weit weg von großen Städten Eine Mutter fegte den Hof, der mehr einem Trümmerfeld glich als einem Hauszugang, daneben spielte ein kleines Mädchen auf dem Boden. Ich dachte mir, armes Kind, was hast du für eine Perspektive hier. Doch glücklich wirkte das Mädchen trotzdem. Hier in Ponferrada herrschen dagegen herrschen Zustände wie im aufgeräumten Deutschland und wahrscheinlich sind die Zukunftsaussichten für junge Menschen auch besser.
Der Weg heute war übrigens ganz schön anstrengend. Wir waren am "Cruz de Ferro". Die Tradition an diesem markanten Punkt des Weges ist, dass man als Pilger einen von daheim mitgebrachten Stein, symbolisch für seine persönliche Laster, abgelegt. Ich habe aber keinen Stein mitgebracht. Der Aufstieg war kein Problem, allerdings hatte ich mit den etwa 3 Stunden Abstieg zu kämpfen. Der Weg war ein einziger Geröllhaufen und meine Sehne tat ihr Übriges um mich Mundtod zu machen. Ich hab während des kompletten Abstiegs auf Steffi's Fragen nur noch mit "Ja", "Nein" und "Hmmm" geantwortet. Ich hatte einfach keinen Bock mehr. Obwohl ich zugegeben muss, dass die Landschaft viel hergab. Die letzte 7 Kilometer nach Ponferrada liefen neben einer Hauptstraße entlang.
In der Herberge angekommen wurden uns zwei Betten in einem Viererzimmer zugewiesen. In den Stockbetten unten lag ein Paar aus England. So ausgeruht wie die aussahen, waren die aber bestimmt noch keinen Meter gelaufen. Die Betten waren total klapprig und die Matratze war mit einem blauen Plastiküberwurf überzogen. Ok das ist vielleicht hygienischer, aber in den Minizimmern ist es meistens so heiß, dass das Plastikzeug immer an der Haut klebt. In der Herberge haben wir wieder die üblichen Verdächtigen aus der letzten Herberge getroffen. Am Abend machten wir noch eine kleine Stadtbesichtigung.
Burg in Ponferrada

Steffi am Lumpenturm "Cruz de Ferro"


Wolf am "Cruz de Ferro"










Sonntag, 22. August 2010

Tag 23: Astorga - Foncebadon

Der heutige Tag begann um 5:30 für uns mit dem üblichen Programm. Aufstehen, Zähneputzen, Kontaktlinsen reinmachen, Schlafsack aufrollen und Zeug in den Rucksack packen. Wir beschlossen heute in der Herberge noch zu frühstücken, da uns die Angstellte das tägliche Frühstück gestern schon schmackhaft gemacht hatte. Es gab heute zum ersten mal auch Müsli und Schokocornflakes. Nachdem Steffi schon zweimal ihre Müslischüssel aufgefüllt hatte, dachte ich, es wäre mal Zeit zu starten, aber Steffi hätte am liebsten noch dreimal ihre Schüssel aufgefüllt und wäre bis 8 Uhr sitzen geblieben wie im schönen 5 Sterne Hotel. Ich gab ihr aber dann doch zu verstehen, dass ich gern los möchte, weil ich einfach testen wollte, ob ich heut überhaupt laufen kann. Schon vorweg, ich konnte laufen und ich bin jetzt noch dankbar dafür, dass ich die 27 km ohne große Schmerzen überstanden habe. Danke lieber Gott!
Heute war die Landschaft etwas interessanter, da es wieder nach oben, auf etwa 1450 Meter, ging. Unser Ziel Foncebadon war bis zum Jahr 2000 nicht mehr bewohnt, aber ich schätze mal durch den "Hype" des Jakobswegs in den letzten Jahren haben sich hier wieder ein paar Leute angesiedelt, die den Euro des Pilgers gerne abschöpfen. Wir sind heute etwa bis 13:30 Uhr gelaufen, ab 11 Uhr wurde es, wie in den letzten Tagen, tierisch heiß und ich bin echt froh schon immer so früh loszulaufen, denn alles andere würde die reine Tortour unter der spanischen Sonne werden.
Die Herberge hier wäre mal wieder was für meine Zwillingsfreunde aus Tagmersheim. Zwei Amerikanerinnen führen die Herberge und das Pilgermenü war heute aus rein biologischem Anbau. Es gab Salat, Reispampe mit Gemüse (für meinen Geschmack etwas zu fade) und eine Nektarine (Für mich war es einfach nur perfekt und ich hab mich gefühlt, wie im 7.Himmel :-). Knackiges Gemüse, als Vorspeise einen köstlichen bunten Salat mit Nüssen, Äpfeln, Feta, Oliven...herrlich, dazu eine Art Brotaufstrich und Wurst und Käse....TOLL!!! Heute bin ich wirklich einfach nur glücklich und dankbar.Tolles Frühstück, lecker Dinner....) Es ist alles ein bisschen hippiemäßig hier - aber nicht schlecht. Der einzige Nachteil hier, es gibt Mücken ohne Ende im Zimmer, an Schlafen war somit Nachmittag nicht zu denken, da einen die Biester fast auffraßen.
Beim Abendessen sah ich auch wieder ein bekanntes Gesicht aus der gestrigen Herberge in Astorga. Der Kerl ist, glaub ich, mit seinem Cousin unterwegs. Gestern beim Abendessen hat der Typ total grimmig geschaut, kein Wort rausgebracht und ich fand, dass er schlechte Stimmung verbreitet hat. Kaum war ich im Bett, sah ich ihn wieder aufm Balkon mit einer Italienerin sitzen. Was soll ich sagen – wie ausgewechselt. Der "Vogel" hat gesungen wie ein Zeisig und gelacht... hahaha, die Sorte Pappenheimer kenn ich schon. Sein Cousin dagegen ist der total lustige Vogel, der hat heute vom gestrigen Abendessen eine Paella (schreibt man das so?) mit Meeresfrüchten mitgenommen und echt gedacht, dass er die heute noch essen könnte. Natürlich hat das Zeug, seiner Aussage nach, gestunken, dass sich alle Fliegen im Umkreis von 100 m um ihn gesammelt haben. (Steffi: erfrischend fand ich auch, endlich mal anderen Menschen zu begegnen. Einer angehenden Schauspielerin aus Graz, total süß und gesprächig und Zwillingsschwestern, die laut Wolf einer Comediesendung entsprungen sein könnten :-). Für mich ein harter Weg heute, da Hitze wahnsinn, aber ein wunderbarer Tag...DANKE!!!...ah und ein Doppelbett für Wolf und mich...:-))


Bergdorf

Aussicht - Zimmer


Zwei Boxer mit Orangenmundschutz









Freitag, 20. August 2010

22. Tag: Leon - Astorga

Der heutige Tag begann für uns heute erst um 8:00. Wir gingen direkt zum Busbahnhof von Leon um die 50 km nach Astorga mit dem Bus zu fahren und meinem Fuß eine Pause zu gönnen. Der Bus fuhr um 9:30 Uhr ab und eine Stunde später waren wir schon in Astorga. Natürlich wäre ich lieber gelaufen und es kam natürlich das Gefühl auf, dass man sich das heute nicht verdient hat, letztlich wars aber wohl besser so.
Derzeit ist es hier ziemlich heiß, abends um 21:30 Uhr herrschen noch Temperaturen von 28 °C und so haben wir erst mal Siesta in der Herberge gemacht.(Steffi: und unsere Wäsche mit Kernseife gewaschen. Der nette Hospitalero hat mir dann beim Scheudern in der elektrischen Wäscheschleuder und beim Aufhängen geholfen. Durch meinen kleinen Spanischkurs zu Hause mit CD und dem intensiven Kontakt zu den Menschen hier, versteh ich echt schon viel.) Später machten wir noch eine kleine Stadtbesichtigung in der ehemaligen Bischofsstadt. Astorga stellt eine absolute Ausnahme für mich da. Die Innenstadt wirkt außergewöhnlich sauber, die Häuser sind nicht so verfallen wie in anderen Städten und die Leute scheinen mehr Geld zu haben, weil die Autos nicht ramponiert und die Leute besser angezogen sind.
Übrigens kosten hier ein vernüftiger grüner Tee und ein Kaffee nur 2 Euro, dafür kriegt man in Deutschland nicht mal den Tee in einer größeren Stadt – das find ich echt mal gut! Seit etwa zwei Wochen suchen wir uns bevorzugt private Herbergen, diese sind in der Regel besser ausgestattet und sauberer, allerdings kostet die Herberge hier stolze 8 Euro, so viel wie in noch keinem anderen Ort. (Steffi: diesmal wieder in deutscher Hand) Wunsch des Tages: Ich hoffe morgen wieder besser laufen zu können und die Etappe morgen halbwegs vernünftig über die Bühne zu kriegen. Wobei uns die Pause heute beiden gut getan hat, da die letzten Wochen Lauferei langsam ihre Spuren zeigen. (Steffi: find ich auch! Vor allem folgt in den nächsten beiden Tagn der Ansteig zum sog. Cruz de Ferro auf 1517m.)

21. Tag: Reliegos - Leon

Aua aua aua! Ab Kilometer 13 von 26 bekam ich heute starke Schmerzen durch eine Sehne im Vorderfuß. Wir standen schon an einer Bushaltestelle, um die zweite Hälfte unserer Etappe mit dem Bus zu fahren, aber dann hat es mich nach etwa 20 Minuten warten doch nochmal gepackt und wir sind es angegangen. Steffi gab mir ihren Stock und so humpelte ich mich nach Leon. Für mich war das bis jetzt die schlimmste Etappe. Ich wollte aber nicht aufgeben, da man im Leben auch nicht immer den leichten Weg gehen kann. Gestern merkte ich schon ein leichtes ziehen der Sehne, aber heute wars richtig schlimm. Es gab öfters Momente in denen ich zu Steffi gesagt hab, ich geh nicht mehr weiter, ich hab keinen Bock mehr und hab meinen Stock weggeschmissen. Ich bin der Meinung, dass das von meinem zu schweren Rucksack kommt und so hat die spanische Post heute an mir auch noch 30 Euro für ein 2 kg Paket verdient (das hätte ich schon viel früher machen sollen). Im Paket ist eine Tupperschüssel, meine Brille mit Etui, zwei Regenschirme, eine Windjacke von Steffi, eine Badehose und eine Sporthose.
Den Nachmittag verbrachten wir in Leon, allerdings war wegen meiner Fußschmerzen keine allzugroße Stadtbesichtigung möglich. Abends verabschiedeten wir uns von der sehr netten Kölnerin Tessa, die uns die letzten Tage auf dem Weg begleitete. Es gab lecker Tapas in einer Bar, d.h. Kartoffeln mit Dip, verschiedene Schinken- und Wurstsorten, gebratene Pilze mit Dip, in Öl eingelegte Paprika und eine Blutwurstpampe (ist hier angeblich eine Spezialität).(Steffi: All die anderen Pilgerfreunde hatten sich dort ebenfalls eingefunden; die 3 Münchner Buben, die Mädels aus Freiburg, Sebastian (unser erster Begleiter und der Schwabe Martin, den wir mit Tessa kennengelernt hatten und dessen Spanisch uns beim Tapas bestellen super weiterhalf)
Für den morgigen Tag gönnen wir uns einen Tag Pause und fahren mit dem Bus nach Astorga um meinen Fuß zu schonen und nichts schlimmer zu machen.(Steffi: wahrscheinlich werden wir durch den Vorsprung auf viele neue Pilger treffen.Ich bin gespannt.)
Kathedrale von Leon - innen
Tapas


Kathedrale von Leon



Mittwoch, 18. August 2010

Tag 20: Sahagun - Reliegos

Bruecke in Sahagun
Heute begann der Tag bereits um 5 Uhr, wir wollten früh aufbrechen, da die Sonne in den letzten Tagen ganz schön auf die Schädelplatte brennt und wir heute eine sehr lange Etappe von 32 km vor uns hatten. Die Landschaft war, wie auch die letzten Tage schon, von Weizenfeldern geprägt. Da wir uns immer noch in der "Meseta" befinden, in der man sehr weit sieht, kann das ganz schön zermürbend sein, wenn man weiß 13 km ohne irgendeine Veränderung der Landschaft laufen zu müssen. (Steffi: aber wenn man mal seinen Rhythmus gefunden hat, dann scheinen die Beine wie ein kleiner Motor ganz selbstständnig voranzutreiben. Man merkt eigentlich gar nicht mehr, dass man läuft. Heute hab ich zu Wolf gesagt, dass ich noch einen Büchergutschein habe und dachte mir, oh ja, lesen wär mal wieder schön. Und der Camino wäre scheinar nicht der Camino wenn....jedenfalls habe ich in unserer Herberge grade ein deutsches Buch gefunden und zwar ein ganz tolle.s ) Wir kamen mal wieder an unsere Grenzen an diesem Tag und nach der langen Etappe stand erst mal ein kleines Nickerchen auf dem Programm. Das ist unheimlich wichtig für uns beide, aber auch für die anderen sich nach dem Laufen, Duschen und Wäsche waschen hinzulegen. Man ist einfach fertig und braucht Entspannung. (Steffi: mein Geheimtipp: leche...Mich trinken, dann gehts einem echt gut. Sagt auch unser Pilgerfreund Sebastian, dem ich diesen Tipp gegeben habe)
Reliegos ist ein ziemliches kleines Dorf, dennoch gibt es 3 Bars, besonders interessant ist dabei die Bar in der Dorfmitte. Beim Betreten dachte ich, ich sei in Kuba. Die Musik, die Einrichtung, der Barmann einfach total kubanisch oder karibisch. Meinem Freund Walter, an den ich beim Sitzen spontan denken musste, hätte bestimmt gesagt: super, einfach super und übers ganze Gesicht gegrinst. Schön!



Herberge in Sahagun

Endlose, zermuerbende Weite

Wie lange geht der Weg noch so weiter???? Aua!!!

Interessante Bar in Reliegos

Steffi hat grossen Hunger