Samstag, 14. August 2010

Tag 15: Burgos - Hontanos

Was unterscheidet eine spanische Kneipe von einer deutschen? Hier wird noch geraucht, überhaupt hab ich das Gefühl, dass hier viel mehr Leute mit Glimmstengel rumlaufen. Außerdem liegt in der Nähe der Theke alles mögliche. Von Zigarettenkippen, Papiertücher, Kaugummipapierchen usw. Bis allerlei Essensreste. Für uns Deutsche, bei denen alles rechteckig ist und die alles an bestimmten Plätzen liegen haben und alles sauber ist, ist so ein Bild schon ein leichter Schock. Es wird wohl einmal abends durchgewischt und gut ist – unvorstellbar bei uns (bei Gelegenheit gibts Beweisfotos). Die heutige Strecke war die bisher längste mit 32 km. Steffi fuhr an diesem Tag Bus mit der noch immer fußkranken Sophie. So hatte ich Gelegenheit die Strecke ganz allein zu laufen und viel nachzudenken.

(Steffi: das war gar nicht so einfach, denn in Spanien nimmt man es nicht so genau. Der Bus fährt meist nicht da ab, wo er soll und gekenneichnet ist auch nix und wo er hält erkennt man nicht, da in den kleinen Dörfen meist kein Ortschild steht. Dann schreit man jede Station nach vorne: "Hontanas???" und lächelt nett, bis der ganze Bus im Chor singt "Siiiiiii, Hontanas". Da ich Sophie mittlerweile schon sehr lieb gewonnen habe und auch mir ein Tag Pause mal gut tat, hab' ich sie sehr gern begleitet und versucht, sie ein wenig aufzubauen. Die Reise auf dem Camino steht für sie momentan auf der Kippe. Mir wurde dann bewusst, dass ich auf keinen Fall abbrechen wollen würde, auch wenn Wolf und ich manchmal das Gefühl haben, dass wir hier einfach nicht richtig sind. Und noch weiter, dass wir das eigentlich fast nicht aushalten mit dem ganzen Trubel in den Herbergen. Aber aufhören? Dann doch nicht! Vielleicht sind wir "grade auf dem Weg, auf dem Camino anzukommen".)

Was einem da so alles in den Sinn kommt. Uralte Geschichten und bei längerem Nachdenken setzten sich die Puzzleteile zusammen und man ist fast wieder in der Vergangenheit. Ziemlich lang hab ich über meinen früheren Arbeitgeber Audi und die Tätigkeiten und Kollegen nachgedacht. Irgendwann blieb ich bei `ner Geschichte hängen, die mich damals ganz schön angefressen hatte. Da gabs nämlich `nen Meister, der mich absolut auf`m Kicker hatte. Früher dachte ich, dass ich ihm seine Gemeinheiten irgenwann heimzahle, heut lach` ich drüber. Interessant, wie sich alles geändert hat innerhalb eines halben Jahres. Nun bin ich verheiratet, Hausbesitzer.... hmmm. Was die Zeit wohl noch so alles bringen wird? Lauter Dinge, über die man auf dem Camino gut nachdenken kann. Heute gings in die "Meseta", das ist hier in Spanien ein Hochebene mit wenig Bäumen, dafür mit vielen Weizenfeldern. Das schöne Wolkenbild und die Landschaft hatte durchaus auch ihren Reiz. Gerade in der Herberge angekommen und die obligatorische Tasse Tee bestellt, da trudelten auch schon Steffi und Sophie ein – wieder vereint – schön. (Steffi: Das dachte ich mir auch :-) )










Terasse am Abend

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